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Brauerei Westfalia Gebr. Hagedorn / Münster, geschlossen 1953

aus: Erwin Stein (Hg.): Monographien deutscher Städte. Darstellung deutscher Städte,  Band 35: Münster i.W., Berlin 1930, S. 256.

Die Brauerei Westfalia an der Geiststraße, um 1930.

1881
Die miteinander verschwägerten Brüderpaare Cornelius und Joseph Hagedorn und Eduard und Ferdinand Schultz gründen die Brauerei Westfalia OHG. Als Standort wird ein Gelände an der Geiststraße/Ecke Weseler Straße gewählt, da sich dort auf einem Ausläufer des münsterischen Kiessandrückens günstige Wasserverhältnisse finden. Die Brauerei ist die erste in Münster, die untergäriges Bier produziert, die zahlreichen kleinen Brauereien der Stadt stellen obergäriges Altbier her. 20 000 hl werden in den ersten Jahren jährlich ausgestoßen, die Brauerei ist bereits mit modernen Dampf- und Kühlmaschinen ausgestattet.

1890er Jahre
Aufgrund der steigenden Nachfrage werden Erweiterungsbauten notwendig, große Gebäude für Lager- und Gärkeller werden errichtet. Zudem kauft die Brauerei mehrere Restaurants und Hotels in der Stadt an. Der Vertrieb wird auf alle Ortschaften des Münsterlands ausgedehnt, die Brauerei wird der bedeutendste Bierlieferant Münsters und des Münsterlands. Vor allem das zu diesem Zeitpunkt noch wenig verbreitete Flaschenbier findet großen Absatz.

1905
Ein Großfeuer vernichtet einen großen Teil der Brauerei. Die Produktion kann aber nach einigen Monaten Unterbrechung wieder aufgenommen werden, die Betriebsanlagen werden schnell neu aufgebaut und modernisiert. Der Kundenkreis dehnt sich in den folgenden Jahren weiter in den norddeutschen Raum hinein aus.

1914–1918
Wie viele Brauereien hat die Brauerei Westfalia unter den Folgen des Ersten Weltkriegs zu leiden: Rohstoffe werden kontingentiert, ausländisches Malz und andere Braukontingente müssen unter großen Opfern zugekauft werden.

ab 1918
Nach nicht unerheblichen Verlusten in der Inflationszeit steigert sich der Absatz der Brauerei wieder, Modernisierungen des Betriebes können durchgeführt werden.

1925
Nach dem Tod der Gründer der Brauerei führt eine Erbengemeinschaft das Unternehmen weiter.

1931
Da die Erbengemeinschaft der Gebrüder Hagedorn und Schultz zerstritten ist, werden Anteile verkauft. Die Brauerei Westfalia wird in eine GmbH umgewandelt, deren persönlich haftende Gesellschafter die Dortmunder Ritter-Brauerei und die Bank für Brauindustrie sind. Da die Ritter-Brauerei in erster Linie am Absatzgebiet und am Kundenstamm der Westfalia-Brauerei interessiert ist, wird ihre Bierproduktion eingestellt und das Unternehmen als Bierverlag für den Vertrieb des Ritter-Biers weitergeführt.

1934
Im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen der nationalsozialistischen Regierung wird die Produktion der Brauerei Westfalia wieder aufgenommen, die Produktionsstätten werden mit staatlicher Hilfe modernisiert, so dass 1935 der erste Bierausstoß stattfinden kann. Der Absatz übertrifft bald sogar das Niveau der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, fünf verschiedene Biersorten werden hergestellt. Maßgebliche Gesellschafter sind der münsterische Bauunternehmer Heinrich Büscher und der Bankier Cremer.
 

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1943/1944
Im Zweiten Weltkrieg muss die Produktion zunächst gedrosselt und schließlich aus Mangel an Arbeitskräften und Rohstoffen eingestellt werden. Die Firmengebäude werden von der deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und als Sicherheits- und Hilfsstelle genutzt. 80 % der ehemaligen Betriebsstätten werden bei Bombenangriffen zerstört.

ab 1945
Sofort nach Kriegsende wird mit dem Wiederaufbau der Brauereigebäude begonnen, da die ebenfalls zerstörte Ritter-Brauerei zur Versorgung ihres Kundenstamms zusätzlich Bier von ihren Tochterunternehmen benötigt.


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1951
Die Ritter-Brauerei wird alleinige Inhaberin der Brauerei Westfalia. Nachdem sie die eigenen Produktionsstätten in Dortmund wieder aufgebaut hat, übernimmt sie nach und nach die Kapazitäten der Westfalia-Brauerei. Schließlich wird die Produktion des münsterischen Betriebs stillgelegt, erneut dient er als Verlag für Ritter-Bier.

1968
Das Gebäude der Brauerei Westfalia wird abgerissen und macht zwei großen Bauprojekten Platz, u.a. lässt sich die Landeszentralbank dort nieder. Für die Zweigniederlassung der Ritter-Brauerei wird an der Borkstraße ein neues Gelände mit Anschluss an die Autobahn erworben; von dort aus werden rund 400 Gaststätten und 18 Bierverleger in Münster und im Münsterland mit Ritter-Bier beliefert.